Assen, 19.4.-21.4.2003
Liebe Freunde und Förderer von BOT (Bereuter/Oehlmann
Team), nun endlich der
Wochenendbericht zum Osterrennen
in Assen.
Bei mir ging der
Karfreitag gut los, 15 Mädels auf ihren Motorrädern
donnerten gegen 10.00 Uhr auf den "Hof".
Wir hatten uns zu Kurvendiskussionen verabredet. Mit einem
entspannten
Lächeln fuhren die Damen gegen 16.00 Uhr
nach dieser windigen Veranstaltung
tiefer ins
Kurvenparadies hinein, während ich mein Sprintfahrzeug für Assen
zu Ende packte.
Nach einer hier
unbedingt zu verschweigenden Fahrzeit kamen Sidecardog und
ich am TT Circuit an: ein riesiges Schild verbot
vierbeinige Hunde, uff.
Glück gehabt. ;-)
Völlig ausgehungert machte ich mich über die erste
Proviantkiste in unserem
Teambus(polizeilich Lastomnibus
genannt)her, während die fleißigen Helfer
das große
Vorzelt aufbauten.
Unser liebevoll auf Schwietzerdüütsch
Töff genanntes Spaßgerät kam heile aus
dem dicken
Lastomnibusbauch und wurde neben zwei anderen Sidecars in unserer
Sichtweite im Zelt geparkt.
Nach
einem wunderbar verklönten Abend mit diversen Besuchern kam eine
weniger gute Nacht, die Aufregung hielt mich wohl vom
entspannenden
Tiefschlaf ab. Das erste Rennen mit Felix
und Töff.
Samstag früh raus mit Sidecardog, laufen,
Adreanalin abbauen. Wo dieses Zeug
nur immer wieder
herkommt?!? Fahrer geweckt,
voller Vorfreude fuhren wir
zur technischen Abnahme und öffneten gerade den
Mund, um
uns anzumelden, da drangen folgende Worte in unsere Ohren: Sie
dürfen hier nicht fahren. SIE DÜRFEN HIER NICHT FAHREN???
Was war das? Ein
Alptraum?
Nein,
bei herrlichstem Wetter wurde uns diese Qual zugemutet.
Der Rennleiter sprach sie aus, nicht irgendein Niemand,
NEIN, der Rennleiter
persönlich. Nach Diskussionen - und
diesmal ging es nicht mehr nur um
Kurven! - verschwand
der Rennleiter im Turm und kam nach einer angemessenen
Zeit mit ernster Miene wieder auf uns zu und bat uns in ein
Separee. "Sie
dürfen fahren, aber Sie bekommen keine
Punkte, kein Preisgeld und Sie dürfen
maximal 105 db
haben." Danke guter holländischer Mann, DANKE! Doch dieser
Ge-DANKE fiel uns alsbald aus dem Gesicht, als wir erneut
zur technischen
Abnahme rollten, um unsere Lautstärke
messen zu lassen.
112!!!!!! Echte, nicht getürkte 112
db! Kreidebleich schauten wir in das
kopfschüttelnde
männliche Etwas vor uns.
NEIN.
Wir fuhren bedröppelt ab, zurück in unser Teamzelt.
Geschraubt und wieder
vorgefahren. Guten Mutes 7.000
Upm: mmhm, mmhm ,mmhm, mähmmähmm,
mähmmähmmähmmähmmmmhä??? 110!
NEIN.
Geschraubt und wieder
vorgefahren.
mähmmähmm, mähmmähmmähmmähmmmmhä??? 108!
NEIN.
Geschraubt und wieder
vorgefahren.
mähmmähmm, mähmmähmmähmmähmmmmhä??? 108!
NEIN.
Geschraubt und wieder
vorgefahren.
mähmmähmm, mähmmähmmähmmähmmmmhä??? 108!
NEIN.
So ging es nicht.
Ein großer unglaublich blauäugiger Mann stand neben den in
die Technik
vertieften Männern und schaute zu. Ich nahm
ihn beiseite und fragte, tief in
diesen blauen Augen
versunken, was wir denn noch tun könnten.
Er schaute
zurück, NEIN ich bin nicht wieder aufgetaucht, ging mit mir in
die Scruteneering Halle und bedeutete mir mit Handzeichen,
auf ihn zu
warten. Bedeutungsschwangere Sekunden
verstrichen wie Stunden - was lange
währt wird endlich
gut - er kam zurück und gab uns die STARTERLAUBNIS!!!
Nun ging wirklich die Hektik los. Das erste Zeittraining
hatten wir schon
verpaßt, die Qualifikation mußte her!
Schließlich wollten wir Rennen fahren!
Die Zündkerzen
hatten nen Schlag von diesen denkwürdigen
Lautstärkemessungen, der Motor spuckte und wollte nicht
rund laufen.
Wir beschlossen Runde für Runde das Tempo
zu steigern, um dann in der
zweiten Trainingshälfte auf
jeden Fall eine Quali-Zeit zu fahren. Ich hatte
den Kurs
noch nie vorher betreten, geschweige denn befahren!
Völlig ohne meine Streckenkenntnis fuhren wir raus, Felix
gab sachte Gas und
wärmte liebevoll den Motor sowie die
Reifen. Ungefähr eine 3/4 Runde lang.
Dann vergaß er die
Liebe zu Fahrzeug, Plampi und Motor und erkannte seine
alte Lieblingsstrecke wieder!
Auf
Deubel komm raus - so kam es mir wenigstens vor - raste er um die
Kurven, die ich meistens zu spät erkannte aus meiner
asphaltnahen Position.
"Ich liebe mein Krafttraining"
dachte ich nur und klopfte einmal, um eine
weitere
Temposteigerung zu verhindern. Felix verlangsamte das Tempo und
schlich in die Boxengasse. Aufgeregt wie eine Henne rief
ich: "Fahr weiter,
fahr weiter. Ich weiß aber nicht, wo
es langgeht!" Die Farbe wich aus Felix´
Gesicht. DAS
hatte er nun völlig vergessen. Sein Plampi kannte die Strecke
ja nicht.
Wir schlichen noch zwei
Runden, dann wurde wieder Gas gegeben, was nun
locker
ging, wußte ich doch inzwischen, ob ich nach rechts oder links turnen
mußte!
Es kam wie es kommen mußte:
unsere Quali-Zeit für Startplatz 15 hatten wir
schon in
der zweiten Runde erfahren! Unter Erfahrung wird es auch abgebucht.
:-)
Felix hatte ganz schön was an
Lästerei auszuhalten an Ostern!
Sonntag war "Bummeltag",
per Fahrrad erkundete ich die Strecke noch zweimal,
prägte mir den Verlauf sowie die Orientierungspunkte für
mich ein. Felix
kontrollierte den Motor, korrigierte das
Fahrwerk und stellte die Vorspur
nach.
Alles war bereit für den großen Renntag.
Montag, prima geschlafen und gefrühstückt, widmeten wir uns
den
Rennvorbereitungen. Mike (Turner von Centner)ging
mit mir die Strecke und
alle Bewegungsabläufe noch
einmal bei einer Tasse Beruhigungstee durch.
Temperatur
und Luftdruck wurden von Felix in den Rechner eingegeben, die
Bedüsung sowie die Düsenstöcke ausgesucht und gewechselt.
Nur, was war DAS?
Gewinde sowie Schraube am Vergaser
defekt. DEFEKT? Eine Stunde vor dem
Rennen? Konnte denn
die Spannung wirklich noch weiter zunehmen?
Auch das
bekam Felix in den Griff mit tatkräftiger Unterstützung von Thomas,
den ich heimlich Heinzelmännchen nenne, da er einfach immer
für uns da ist.
Auch Maria bemerkte ich kaum, sie hatte
meine Anspannung gefühlt und machte
sich unsichtbar (wie
eine Fee?). Ralf hatte irgendwie und irgendwann die
Kamera vorbereitet, ich bekam nichts mehr mit. Die
Konzentration war auf der
Strecke und da blieb sie auch
bis Rennende!Ja, wir kamen rechtzeitig zum Vorstart,
die Besichtigungsrunde und die anschließende Aufwärmrunde funktionierten
tadellos. Dann der Start. In echt. Unwiderruflich. Wir waren dabei! Los gings.
Nichtsahnend oder auch nichtssehend konzentrierte ich mich auf die Drehzahl des
Motors und die Druckverteilung auf dem Hinterrad. Felix nutzte die Kupplung
optimal und ab ging´s! Mit einem guten Maß an Schlupf drehte der Motor hoch und
wir kamen zügig weg! Gleich hatten wir zwei Plätze gut gemacht. 13. Noch zwei
weitere Plätze machten wir gleich in den ersten Runden gut und lagen auf Platz
11. Zwei weitere Plätze wurden uns in den nächsten Runden durch Ausfälle zweier
Spitzenteams geschenkt, also 9. Und wir holten auf.
5!!!!! Sekunden schneller als
im Training flogen wir um den Kurs, erkämpften uns durch schöne Überholmanöver
zwei weitere Plätze (7.) und flogen dann beinahe raus! Über alle drei Räder
rutschten wir seitlich aus der Linkskurve, holterdipolter rappelten wir über die
Curbs und die Wiese, Felix hatte das Töff hervorragend im Griff, so dass wir in
einem guten Winkel zurück auf die Strecke kamen, ohne auf´s Dach zu gehen!
Weiter ging´s in gemäßigterem Tempo, das uns allerdings wieder zwei Plätze
kostete, dafür aber auf dem Asphalt hielt. Glücklich sahen wir als 9. in unserem
ersten Rennen die ersehnte schwarz-weiß-karierte Zielflagge!
Das breite Grinsen geht uns bis
heute nicht aus dem Gesicht. Ein Leben als
Vollprofi
könnten wir uns wohl beide sehr gut vorstellen!
In diesem Sinne bis zum nächsten Bericht vom Sachsenring
IDM
Plampine und Sidecardog
:-)
Habe ich schon erwähnt,
dass Felix 4 Sekunden schneller war als jemals
zuvor?
Obwohl die Strecke nach dem Umbau nur 1 1/2 Sekunden schneller
geworden ist...