Nürburgring 1.8.-3.8.2003

 

Was läßt sich sagen über ein Rennen, in dem wir alles gegeben haben und wir KEINERLEI technische Defekte zu verzeichnen hatten? (für die sensationslustigen unter Euch ein eher schlechtes Wochenende, ne?) Naja, Wasserverlust, aber das zählt inzwischen schon zur Normalität und hat bald nichts mehr mit technischem Defekt zu tun. Wir sind halt schon älter, und wer rastet, der rostet, oder? ;-)
Es hat Spaß gemacht, aber nicht nur das, wir haben gekämpft bei 35°C im Schatten (anscheinend die normale Renntemperatur dieses Jahr) und viel dazugewonnen an Erfahrung, Freude, Driftkünsten (Vollgas im Hatzenbachbogen uuiiiiihhhh) und Teamspirit.
Es fing wie üblich recht normal an, dieses Mal sollte meine Anfahrt am Freitag Morgen sein, also 4:00 Uhr aufstehen - 5:00 Uhr losfahren. Das hatte ich auch beinahe geschafft, Zielzeit Ankunft am Nürburgring war 9:00 Uhr, Abholung von genial gefertigten Wasserarmaturen für den Bus und Spezialkupplungswerkzeug bei Ralf in Gütersloh waren in der Planung natürlich mit drin. Eine kleine Herausforderung brauche ich eben immer...
Nun, mein Fahrer machte einen Strich durch diese Rechnung mit wenigen Unbekannten (oder wieviel fuhren an dem Morgen bei Ferienbeginn in NRW auf den Autobahnen rum?) und schickte mich in den nächsten Baumarkt neben der Autobahn. Ich befand mich gerade auf dem Vorbeiflug an Köln und so paßte der Wunsch nach 20m Gartenschlauch genau in mein Schema.
Etwas nach meiner angedachten Zeit kam ich am NüBuRi an und fuhr schon mal gleich in die falsche Einfahrt. Die Macht der Gewohnheit... Nostalgische Gedanken suchten mich heim, hier hatte alles begonnen! Die unheilbare Gespannkrankheit, dieses permant zu hohe Fieber hatte ich mir genau hier eingefangen!
Gutgelaunt und voller Tatendrang fuhr ich also in die nächste Einfahrt und gleich bei uns ins Zelt. Da war wenigstens Schatten! Nachdem ich als erstes die Esswaren zu einem Frühstück umdekoriert hatte stellte ich mit Entsetzen fest, dass das Schweizer Dream-Team aus wirklich schlechten Essern bestand! Welch ein Drama gerade für mich! Markus, Melanie und Köbbi bestreikten mich! ;-)
Okay, also Tisch ab-, Auto aus- und Bus eingeräumt. Ich war wieder zu Hause! :-))
Sidecardog war auch glücklich, Felix hatte einen genialen Platz ausgesucht für unser Eifeler Lazy-Wochenende. Lange habe ich überlegt ob ich überhaupt erwähnen soll, dass ich (schon) wieder die Verkleidung nicht geputzt habe? Gemütlich fing das Dream-Team an, das Töff vorzubereiten für das freie Training. Einiges an Schrauberarbeit war noch übrig geblieben, obwohl Felix nach dem Sachsenring schon zwei Nächte komplett durchgeschraubt hatte!!! Und das mit totaler Erkältung sowie vermutetem (Renn-)Fieber! Erkältet war er immer noch, wie sollte er die Hitzeschlacht bloß konditionell durchhalten, wenn er schon so kaum Luft bekam? "Felix, schmecken Dir die Zigaretten noch? " Meine Stimmmelodie war eindeutig...
Ein breites Grinsen: "Jahaa! " Ein unausgesprochenes Ätsch war schon in diese Antwort integriert!
Hm. So kam ich auch nicht zum Ziel, den Raubbau des fahrerischen Körpers zu unterbinden. Das Gegenteil von Raubbau ist wohl Aufbau, wobei wir wieder mal beim Essen wären.
Nicht dass das irgendwie wichtig wäre in meinem Leben.... ;-))
Endlich ging es los, die "Jungs" waren soweit fertig und das Töff excellent vorbereitet.
Grün, der Vorstart ging auf. Ich war gespannt auf die umgebaute Strecke, gehört hatte ich schon viel von der Mercedes Arena - aber DAS HIER übertraf meine Vorstellungen! Das ist doch nun wirklich keine Rennstrecke. Der Elchtest fiel mir ein, genau hier konnte man den wirklich passend durchführen. Jetzt wußte ich auch, woher die Namensgebung für diesen Streckenabschnitt herrührte!
Also bei fast stehendem Töff Kehrtwendung nach rechts, ausholen in eine längere Links, die in eine engere Links mündet - wie in einem Omega, anschließend rechts (raus aus dem Omega), ich freute mich auf das schnelle bergab-Stück zur Dunlop-Kehre - aber was war nun schon wieder? Was sollte diese Dekoration mitten auf der Strecke? Pylonen und Strohballen - hatten wir schon Ernte-Dank-Fest? Felix bog rechts ab. Sowas! Aber besser war das, denn wir fuhren eine Kurzanbindung. Wieder rechts auf die normale Strecke, Links-Rechts und Hatzenbach! Das ist ein leichter Rechtsbogen in einer Senke, bei höherer Geschwindigkeit eindeutig eine Kurve, und bitte mit Vollgas! Uiihhhh sage ich nur....wenn da der A... leicht wird.... Aber ich greife vor.
Das Training lief mit einem kleinen Boxenstopp und der Messung der Reifentemperatur unter voller Beobachtung der Wassertemperatur nahezu sorgenfrei. Gut, dass wir dies freie Training hatten, bei dieser für mich nicht mehr wiederzuerkennenden Streckenführung! Wir (na, die Jungs) kontrollierten die Kerzen, den Wasserstand (Verlust!!!) und etliche andere technische Details, ich kümmerte mich um das? Na? Essen!!! Felix Lieblingsessen, was es nun bei Anreise von zu Hause jedes Rennwochenende geben sollte: Bolognese. Hmm. Aufbau anstatt Raubbau, ne? ;-) So gedopt gingen wir frisch in den nächsten Tag: das erste Zeittraining lief glatt, im wahrsten Sinne des Wortes! Der Reifen war mehr als fertig, der Sachsenring hatte ihn schon gefordert, und nun auch noch der Hatzenbach... dort ging uns unter Volllast glatt der A... weg! Nicht nur der rutschte, auch das Herz glitt kurzzeitig eine Etage tiefer. Sogar bei Felix!
Das zweite Zeittraining absolvierten wir dann mit einem neuen Reifen, leider wieder ein harter, Yokohama brachte es einfach nicht fertig, die für uns bessere weiche Mischung zu produzieren geschweige denn zu liefern. :-( Resultat: Startplatz 18, Zeit: 1:41.204 Zufrieden? Ja, wir waren dran. Und Rennen ist schließlich erst am Sonntag, ne?
Unser Kampf gegen die Zeit ist auch noch genauestens beobachtet worden von denkbar nettem und seltenem Besuch: eine Abordnung Mädels vom Stammtisch Bad Iburg der Women on Wheels waren unter "Leitung" von Maria angereist! Sie genossen die Nähe zu den Aktiven und hatten offensichtlich richtig Spaß an der Rennatmosphäre.
Abends blieb aber nur noch Maria zum gemütlichen grillen mit dem Schweizer Dream-Team. Wieder fühlten wir uns mehr als gewappnet für den großen Renntag. Das warm-up war warm (haha) und die elende Wartezeit bis zum Start begann. Waren die Wasserleitungen eigentlich schon alle gelötet? Die Uhr lief unerbittlich weiter, der Start rückte näher. 35°C im Schatten, der ganz normale Wahnsinn 2003!
Vorstart, die meisten sprangen aus den Seitenwagen, um wenigstens ein bißchen Schatten hinter LKW´s und Hauswänden zu finden. Tor auf, wir durften auf die Strecke zur Besichtigungsrunde. Startaufstellung, die Wartehitzeschlacht begann. Markus reichte mir meine Zitrone, das ist wirklich die ultimative Lösung gegen trockenen Mund bei Aufregung! Und das saure Gesicht von mir ist ja nur temporär zu beobachten...
Helfer raus! Los jetzt. Alle aktiven nahmen ihre Plätze ein - der Mann mit der roten Flagge lief durch die Startreihen - auf zur Aufwärmrunde (war das bei der Hitze wirklich noch nötig?)
Startaufstellung - Ampel: GRÜN! Wir kamen ganz gut weg, ließen einige Viertakter hinter uns, die dort allerdings wenig zu suchen hatten, wie zum Beispiel Hock! Der schnappte uns alsbald auch zurück, ansonsten hingen wir hinter Kiser, Kohlmann und Veltjens. Es wurde eins unser härtesten Rennen, wir kämpften wie die Löwen um jeden Zentimeter auf der Strecke! Kiser saßen wir wie die Geier im Genick, bis ein Fahrfehler von ihm im Elch-Omega uns einen Platz nach vorne spülte. In nahezu jeder Kurve radierten wir schwarzes Gummi auf den Asphalt, dessen Temperatur weit über 50°C lag! Der harte Hinterreifen machte uns arg zu schaffen, nicht mit allem Druck der Welt auf dem Hinterrad schaffte ich es, vernünftig Grip für Felix aufzubauen. Unabhängige Beobachter (Malcolm von Yokohama) berichteten von graublauem Rauch, der beim Beschleunigen nach der Einfahrt in die Mercedes-Arena vom Hinterrad aufstieg. Ein Slide nach dem anderen, fast die gesamte Strecke legten wir im Drift zurück, Spaß und Wahnsinn! Gut, dass er vorne nicht untersteuerte, so lenkten wir eben mit Drift in und durch die (Rechts-)Kurven! 15 Runden sollte der Kampf dauern, den wir um 3/10 Sekunden hinter Veltjens auf Platz 14 beendeten! Keine Chance, mit einem erkälteten Fahrer sowie hartem Hinterreifen bei den Bedingungen zu überholen!
Völlig ausgepumpt und lecker zufrieden verließen wir die Strecke, es gab sicher viel zu reden nach dem hart durchkämpften Rennen! Es wurde allerdings nicht gemütlich, sondern eher stressig im Zelt, plötzlich kam eine unglaubliche Hektik auf, zusammenpacken und flüchten stand auf der Tagesordnung! Was meiner (inneren) Ordnung völlig widerstrebte und ich mir denn auch eine kurze emotionale Entgleisung erlaubte!
Alles wurde wieder gut (oder wie heißt der Spruch?) und wir saßen doch noch bei einer Tasse Cappuccino zusammen und schwatzten über unsere Erlebnisse. Sogar Duschen ging noch vor der Abfahrt! ;-))

Bei nun schon deutlich geringeren Temperaturen läuteten wir den Nachhauseweg ein, der mit extrem viel Verkehr und Stau aber lecker zufriedener Plampine mit Sidecardog völlig entspannt verlief. :-)

Plampine und Sidecardog :-)


PS: Nun die obligatorische Schlußfrage: Wieviel schneller waren wir???    3,101 sec!!!!!!!!!!

Resultate