Salzburgring, 4.7.-6.7.2003
Liebe Freunde und
Förderer von BOT (Bereuter/Oehlmann Team), es ist nicht zu glauben, aber wir
können mal wieder alles bisher (technisch)erlebte toppen. Ihr erinnert euch? BOT
TOP!
Donnerstag Abend reisten
Rhea und ich im schweizerischen Paradies an, müde, kaputt und glücklich.
Das wichtigste in meinem Leben wurde in unseren Lastomnibus
geladen, - was?!? Ihr wißt nicht, ob es das Essen oder unser Töff ist? - kurz
vor Mitternacht waren wir (fix und) fertig und beschlossen, von Salzburg nur
noch zu träumen. Denn da wollten wir hin, beschlossene Abfahrt Freitag 8.00 Uhr
früh, angekündigte Passagiere: Rhea, Felix, Walti (Felix echter Chef) und Plampine.
Die
Abfahrt verzögerte sich, wir tranken erst Kaffee, kauften für Rhea
Kalbsknorpel(hmmm....) und für Felix frischen Hefezopf. Die Junggesellenrituale
sollten doch an der Rennstrecke nicht aufgegeben werden, oder? Mit frischem
Schweizer Leitungswasser aufgefülltem Wassertank ging es doch noch los.
Unterwegs trafen wir zur perfekten
Renn-Ein-stimmung grimmige italienische Bullen in Begleitung eines
italienischen Rassepferdes. Die Fahrer der flachen Teufel allerdings staunten
nicht schlecht, als wir sie hinten in unseren Lastomnibus schauen ließen! Wir
hatten das deutlich bessere Leistungsgewicht in unserem echt Schweizer Töff!
Etwas später kamen wir nicht mehr so zügig voran, denn was
wir nicht einkalkuliert hatten: Die Austrianer, Bajuwaren, Südschweden und
Skandinavier hatten Ferienbeginn, das Verkehrsaufkommen hinter München
verhinderte eine rechtzeitige Ankunft an der Strecke für die Überfahrt zum
freien Training. Eine für uns hoffentlich auch weiterhin eher ungewöhnliche
Perspektive hatten wir dann als Trainingszuschauer. Mein Herz blutete doch
etwas, als ich die "Verrückten" durch die Fahrerlagerkurve und anschließende
Schikane rasen sah.
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Etwas später kamen wir nicht mehr so
zügig voran, denn was wir nicht einkalkuliert hatten: Die Austrianer,
Bajuwaren, Südschweden und Skandinavier hatten Ferienbeginn, das
Verkehrsaufkommen hinter München verhinderte eine rechtzeitige Ankunft an
der Strecke für die Überfahrt zum freien Training. Eine für uns
hoffentlich auch weiterhin eher ungewöhnliche Perspektive hatten wir dann
als Trainingszuschauer. Mein Herz blutete doch etwas, als ich die
"Verrückten" durch die Fahrerlagerkurve und anschließende Schikane rasen
sah. |
Nachdem wir endlich
mürrisch über die Strecke gelassen wurden (was können wir denn dafür, dass der
Zufahrtstunnel so niedrig gebaut wurde?!)bauten wir auf und krönten unseren
italienisch angehauchten Tag mit Lasagne.
Walter, Felix
und ich waren uns in einem total einig: früh schlafen gehen. Kaum hatten wir die
Zahnbürsten gezückt, als auch schon die ersten Klopfzeichen von außen in den Bus
drangen: Mike (mein personal trainer!) begehrte Einlaß. Auch die nächsten Gäste
ließen nicht lange auf sich warten, Wolfgang und Douglas trudelten kurz danach
ein und wir feierten ein spontanes Hasseröder-sit-in. Ja, früh gingen wir ins
Bett: halb zwei.
Am nächsten Morgen gaben Rhea und ich
recht bald einem dringenden Bedürfnis nach und konnten gleich Stefan Kiser mit
seinem Team in unserem Zelt begrüßen, die gerade mit abladen und Zelt auffüllen
beschäftigt waren. Es kam wie es kommen mußte, wir legten uns wieder hin und
stellten gleichzeitig alles auf den Kopf, denn Felix war lange vor mir wach und
auf! (Hallo, wo war eigentlich mein
GutenMorgenKaffee???)
Mein fleißiger Fahrer bereitete
schon sorgfältig das Töff vor, während ich unseren neuen Backofen für die
Brötchen vorheizte. Aber selbst das Knuspern der Brötchen konnte uns nicht über
das Geräusch auf unserem Busdach hinwegtäuschen: lautes, stetiges Prasseln!
Felix versuchte auch nur wenig ernsthaft, mir technische Mängel am Töff
unterzujubeln, er wußte - er mußte. ;-) Frisch gestärkt zogen wir unsere
"Wirwerdenjanurbeiregenbenutzt" - Kombis an und mähmämmten los zum Vorstart.
Unsere Stimmung sowie der Himmel hellten sich etwas auf,
die Strecke war jedoch pitschnaß. Etwas irritiert schaute ich in mein Boot - wer
hatte so aufmerksam den Klebestreifen unten am Kotflügel platziert? Hmm, war das
etwa ein Wasserschutz? Innerlich dankte ich Felix (der, wie sich später
rausstellte, der falsche Adressat war!). Die Ampel wurde grün, Vorstart auf.
Mhhmmmämmämmämm, das Lächeln stand mir im Gesicht, was hatte ich ES vermißt!
Glücklich hängte ich mich auf bzw. hinter die Verkleidung,
Felix gab vorsichtig Gas.
Start-Ziel Gerade, Schikane,
kleines Stück Gerade, Nocksteinkehre, Spagat nach rechts, Oberkörper bleibt oben
drauf, telepathische Gedankenbündel zu Felix nach vorne abgeschickt: "Vertrau
mir, es passiert Dir nichts, Du wirst immer Grip haben, gib schön Gas, ich
bleibe drauf, weiter so...ja, nicht nachlassen, ja, lass laufen in die
Fahrerlagerkurve, nein, nicht so stark bremsen vor der großen Schikane, ich bin
doch da, ja, sachte rausbeschleunigen auf die Start-Ziel, Felix, es geht aber
mehr, gib mehr Gas, ja, wieder die kleine Schikane, ups, wer dreht vor uns
Pirouetten, Mann, was haben die Glück gehabt, Felix, ich bin da, vertrau mir,
Kehre, zieieiiehiiiieeeeeehhh, der Berg ist lang, weiter ziiiieeeeehhh, ja,
weiter...es geht doch..." ob er es hörte oder nicht, Felix bekam mentale
Regenstärke! Nach 9 Runden klopfte ich, die Arme wurden mir lang, denn ich hing
fast die ganze Strecke über voll im Wind hinten drauf. Der Einsatz lohnte sich
aber, denn Felix fuhr immer weicher und besser! Wir berieten uns kurz in der
Boxengasse und fuhren wieder auf die Strecke. Schließlich war Zeittraining! Gas,
anbremsen, Schikane durch, Gas, anbremsen, Kehre rum, rum, rum, RUM? Unser Töff
machte recht eigenwillige Bewegungen, war es trunken?
Hatten wir etwa ein Problem? Das gesamte Gefährt schaukelte
von links nach rechts nach links und hin und her, Felix schaltete einen Gang
hoch, richtig schwummrig konnte einem werden bei diesem
Seitwärts-Bewegungsdrang, welcher Tanz war das? Seit, schritt schritt seit,
wechselschritt rechts, wechselschritt links, wechselschritt rechts, tanze Samba
mit mir, den ganzen Berg hoch...tanze Samba die ganze Strecke, STOPP! Wir
hielten in der Fahrerlagerkurve, Samba mit Boot machte keinen wirklichen Sinn!
Ein Griff zum Hinterrad brachte Gewißheit: wir hatten einen Platten! Das
verwerflichste an diesem Erlebnis: Felix hat gedacht. Als wenn das nicht schon
schlimm genug wäre hat er gedacht als es anfing zu eiern: "Was macht DIE denn
da?" Und das zweimal hintereinander!!!
Nach Beendigung
des Trainings rollten wir mit Hilfe eines Streckenpostens zurück auf die
Strecke, in der guten Gewißheit, nach einigen Metern durchs Tor direkt ins
Fahrerlager einrollen zu können. Aber nicht in Austria mit den Austrianern!
Wollten die hier etwa auch ein überteuertes Pickerl verkaufen oder warum winkten
sie uns weiter und ließen die Notausfahrt für uns verschlossen?
Etwas verärgert machten wir uns auf den langen Weg außen um
die Boxen zurück zu unserem Heim. Ob die Felge das aushielt?
Wir bockten auf, nahmen das Rad herunter und suchten
Antworten auf die Frage: Warum ging uns die Luft aus? Die Lösung: Der
mehrteiligen Felge fehlte es an Dichtung. Gut, dass uns das im Regen bei
(un-)gemütlichem Tempo passierte! Einmal hatten wir (das glückliche Team - Felix
und Beate....)nun unser Glück genutzt.
Markus, der
"DumußtnichtschwimmenimBootKlebestreifen" - Platzierer kam vorbei und schraubte
beherzt mit am Töff. Wer war dieser erste Mensch, den Felix einfach so an unser
Töff ließ? Neugierig warf ich das eine und das andere Auge auf die beiden.
So nebenbei erfuhr ich, DAS war Markus Schlosser, ex
WM-Superside TOP-Fahrer und Freund von Felix. Nun gab es kein Halten mehr,
mindestens tausend(ich hatte noch nie einen Hang zum Übertreiben...) Fragen
stellte ich ihm bzgl. Turnen, Haltung, Fahrerunterstützung und
Kurventurntechnik. Ich wollte alles wissen, schließlich mußten die Antworten was
taugen, wenn er doch an unserem Töff schrauben durfte!?!
Sehr bald kam schon das zweite Zeittraining, von Walter
sorgfältig abgezogene Slics waren montiert und wir juckelten los.
Dieses Wochenende wurde ich wieder von heftigen
Adrenalinaussschüttungen geplagt, Felix hatte mir im Vorfeld so viel von der
schnellen Strecke erzählt und ich wollte ihn doch nicht enttäuschen! Obwohl ich
hier auch schon einen ganzen Tag auf einer Hayabusa rumgeturnt bin, das ist auch
schneller als geparkt -okay, es ist ein Viertakter...
Vorstart, Verzögerung, warten...und warten....es hatte wohl
einen schweren Unfall bei einer anderen Klasse gegeben. Nach wirklich langer
Wartezeit konnten wir los, kein freies Training gehabt, nur im Regen geturnt,
Plattfuß gefühlt, jetzt mußten wir gleich Gas geben, sonst war das nichts mit
der Quali - es konnte jeden Moment wieder zu regnen anfangen. Los, Gas,
Schikane, Gas, bremsen, Kehre, Berg hoch, Vollgas - hier probierte ich das erste
Mal den Tip von Markus aus, das rechte anstatt das linke Bein im Boot
zu verkeilen, damit ich die Arme voll entlasten konnte - was ein herrlicher Rat!
Es funktionierte fantastisch! Völlig gespannt wartete ich geduckt im Boot auf
den Rechtsbogen - uih, ich konnte mich halten ohne Anstrengung, obwohl die
Fliehkräfte mich stark nach außen drücken wollten! Völlig begeistert turnte ich
bei gefühlten 240 - 250 km/h !!!! über das Hinterrad und spürte den Gegendruck
des Windes. Das war schon ein anderes Tempo als im morgendlichen Regen!
Anbremsen, enger rechts, ziiiieeehen, anbremsen, "Felix, was machst Du
daaaaa????" Völlig gebeutelt turnte ich von rechts nach links - schnell wieder
nach rechts, "Mann, was ist das?" Ich hopste von oben nach unten anstatt von
rechts nach links! Das war ich von meinem runden (äh, die Fahrtechnik) Fahrer
gar nicht gewohnt. Ich stellte mich auf harte Zeiten ein, während das Boot
hochstieg und Felix sich sehr erschreckte. Scheiße, das ging gründlich schief.
Bedrückt duckte ich ab und hoffte auf eine bessere nächste Runde. Vier Gänge
hoch, linker Fuß hoch, anbremsen, Hintern hoch, runtergleiten, schnell wieder
Belastung aufs Hinterrad, Gas, Anbremsen, Kehre, wieder Markus Technik
angewendet, genial: Da hast Du Deinen Arm hinten am Boot und hältst Dich ganz
automatisch! Wieder war ich voller Begeisterung für diesen Tipp und wartete auf
"meinen" Rechtsbogen, ich nahm, halt, ich wollte, was war das??? - hui - grad
noch rechtzeitig enthakte ich meinen Arm(wo war ich hängengeblieben?) und
stieg aufs Hinterrad! Voll Power in die Fahrerlagerkurve reinhalten - oh, was
für ein Gefühl! "Konzentrier Dich, jetzt kommt wieder das reißen!" Ich schimpfte
mit mir und spannte meinen Körper. Rechts rum - anbremsen, links runterplumpsen,
rechts hoch, links plumps, uuh, das ging etwas besser - weit entfernt davon,
optimal weich und geschmeidig zu sein! Wenigstens hielt ich das Boot unten
eingangs Start-Ziel! Ausatmen, ducken, vier Gänge hoch, Anbremsen, Schikane,
Gas, Kehre, vorne Druck gegeben, reicht nicht, Felix ist auf Lenkanschlag -
rumrumrum, Gas, hey - was soll das? Warum kommen wir nicht an Chris vorbei? Er
nahm uns Meter für Meter ab, sch.... und noch einer - da geht doch tatsächlich
einer an uns vorbei! "Felix, was ist los???" "Nicht einschlafen bitte!" Oh Mann,
wir brauchten doch eine gute Qualizeit...Oh, so ein Kaffefahrt-tempo ist auch
nix für mich...große Schikane, super weich, kein Wunder - so langsam wie wir
fuhren, Felix linke Hand ging hoch - rausfahren an die Box. Er hielt an, Motor
blieb an, was sollte ich tun? Ich sprang nach vorne, ah, Klebestreifen - weiter
in eine Box, rief: "Racetape!Racetape!Klebeband!" Wir zogen zwei Streifen ab und
klebten den Lufteinlaß weiter zu, der Motor war einfach nicht auf Temperatur
gekommen! Das Tape zurückgeworfen, ins Boot gesprungen, schnell wieder raus,
Runden fahren, Qualizeit machen! Felix gab - oder soll ich sagen,
versuchte? - Gas zu geben, es kam fast nichts. Etwas frustriert lugte ich
aus dem Boot, Berg hoch - nix zu wollen, wir wurden überholt wie Anfänger! In
die Fahrerlagerkurve gerollt, meine Hand war oben, das konnte nur an der Box
enden! Wir rollten raus, durch die Boxengasse, oh, das Training war für uns zu
Ende! Die anderen konnten uns nun die Zeiten um die Ohren hauen! Reichte die
bisher gelieferte Zeit für die Quali? Immerhin waren Steinhausen, Hauzenberger
und Klaffenböck auf der Strecke, die sich erbitterte Kämpfe um die Bestzeiten
lieferten!
Manchmal ist es nicht gerade leicht, sich in
das unabänderliche zu fügen im Motorsport! Und das, obwohl wir den Chef von
Felix dabei hatten! Was denkt Walter nun von uns? Ist er enttäuscht? Mußten wir
einpacken ohne Qualizeit? Ich war ganz hibbelig und angespannt. Nur noch eins
war im Sinn: Ich will Rennen fahren morgen!
Es dauerte
noch eine kleine Ewigkeit, bis die Zeitenlisten rumgingen und wir schwarz auf
weiß lesen konnten: Bereuter/Oehlmann Startplatz 23. Was für ein
erzgrottenschlechtes Ergebnis, aber wir waren drin! Nur das allein zählte!
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Wir diskutierten noch eine Weile,
Markus und noch einige seiner mir unbekannten Begleiter kamen zum Zelt,
der Motor wurde angeschaut und nach der Ursache für den 3/4 2 Takt
gefahndet. Denn das war es, was unsere Leistung gefressen hatte - wir
hatten einen dreiviertel Takt gefahren - oder soll ich besser sagen:
getanzt? (An-)gespannt stand ich neben den Diagnosestellern, die mit
ausgesprochen interessanten Gerätschaften durchs Schlüssel- quatsch -
Kerzenloch schauten! Die Kolbenböden sollten mit ihrer Farbe und optischen
Beschaffenheit Aufschluß geben über die Walzer - oder DreiviertelZwei Takt
- Ursache. Der vierte Zylinder war nicht gelaufen, aber warum? Felix
erklärte mir detailliert was vor sich ging (danke Fahrer!) und entdeckte
bald noch einen Riss in der Wasserleitung sowie eine undichte Wasserpumpe,
denn auch Kühlwasserverlust war ein Problem für uns
gewesen! |
Beschlossene Sache
war ja sowieso der Wechsel auf unseren Rennmotor und wir stellten einen Zeitplan
für den Abend auf.
Schaurig schöne Motorradgeräusche
waren neben dem Zelt zu hören, V2-Viertakt identifizierte ich, die Gegenstücke
zu unserem V4-Zweitakter! (Sorry Jörg, aber n Dreizylinder wollte ich wirklich
nicht mehr hören, der hätte mich vollends aus dem Takt gebracht! Ist das nun
taktlos?)
Conny, Mike und Jörg waren angekommen! Spät,
aber sie mußten sich auch lange durch den München-Salzburg-Stau quälen. Unsere
Gäste für Halle 7 (Gepäckabteil hinten im Lastomnibus)waren da und lachten mich
an. Toll, ich freute mich sehr, war aber etwas traurig beim Übermitteln unseres
Startplatzes. Unseren Gästen war der Startplatz nahezu egal, Hauptsache dabei!
(Falsches)Schämen war also nicht nötig. :-)
Wir
parkierten die Motorräder, nicht ohne Anschiß von unserem Platzmeister im
Wohnwagen gegenüber, besprachen unseren Abendplan und verteilten die Rollen.
Mike war Grillmeister, Conny und ich verschwanden in der Busküche und
Jörg baute unter unserem Bett das Hotelzimmer auf.
 |
Walter stand Felix zur Seite und so
beschäftigt läuteten wir bald zum Abendessen. Wir
hatten einen wirklich schönen Abend bis kurz vor Mitternacht uns allen
doch die Augen zufielen. Rhea, Felix und ich hatten auch echte Mühe
einzuschlafen, hmm - warum war Rhea eigentlich so unruhig? Fing sie auch
schon mit übermäßiger Adrenalinausschüttung an? Obwohl die Lampen gelöscht
waren überkam uns das Lampenfieber wie eine
Mückeninvasion. |
Supererleichtert stellte ich am nächsten Morgen fest, dass
die Welt total in Ordnung war. Die Sonne zwinkerte mir zu, Felix war auch noch
nicht wach, so dass ich diesmal doch den Kaffee fertig hatte, bevor er aufstand
und ihn wie in besten Zeiten am Bett servieren konnte! Wenn das kein gutes Omen
war für den Tag!?!
Er stand auf und bereitete unser Töff
vor, das 15-minütige Warm-up wollten wir als echtes Training nutzen und so
richtig am Quirl drehen! Das Adrenalin besiegte mich beinahe, ich war überhaupt
nicht ansprechbar. Die Konzentration lag bei 100 %.
Es
war soweit, wir fuhren los. Mit neuer Wasserpumpe, neuen Leitungen sowie
neuen Kerzen. Mhhmääämmhmmhäämmmhmmhmmhmmhäääämmmhhmmh, gut, dass ich dort
früh die Strasse gefegt hatte, war doch alles voller grüner Glasscherben auf der
Zufahrt zum Vorstart gewesen! Und ein Platten reicht pro Wochenende hatte ich
kurzerhand beschlossen und mir von den Streckenposten einen Besen geliehen.
Schranke, warten, Schranke auf, Ampel grün und los!
Warmfahren, ich fühlte mich locker, probierte weiter die Tricks von Markus, voll
konzentriert wartete ich auf die Phase: Gas! Ich turnte und wartete.....und
wartete....und wartete weiter...sie kam nicht!?! Was um Himmels willen war nun
wieder los?!? Wir fuhren an die Box, Felix zeigte auf den Lufteinlass: Streifen
weg! Ich zog zwei Streifen ab und klebte sie einem Streckenposten. Gas und
weiter: wurde es besser? Waren wir nur zu fett gewesen? Wieder locker gemacht,
geturnt, gewartet....gewartet...gewartet...es kam nicht!!! Nicht, dass ich mir
langsam Sorgen gemacht hätte, hieß es doch in der Schweiz: Wenn´s zweitelet dann
drittelet´s. Für mich frei übersetzt bedeutet das: drei haben wir hinter uns,
das vierte kann nur noch gut gehen! Und das sollte das Rennen sein!
Wir brachen ab, es hatte keinen Sinn. Felix fuhr zum
Boxenzelt, wir hatten jetzt Arbeit satt. Es lief zwar eindeutig besser als im
Training aber die Drehfreudigkeit unseres Motors lies schon noch sehr zu
wünschen übrig. Das Rennen war sechs Stunden später, der Motor mußte angeschaut,
die Ursache für die Aussetzer und den verlust unserer Leistungsspitze nun
endlich gefunden werden! Denn diesen Walzer Rhythmus hatten wir wieder gehabt im
Warm-Up! Die gute Nachricht daran: es war bei beiden Motoren aufgetreten, es
mußte also was an der Elektrik sein, eine kleine Ursachen-Wahrscheinlichkeit lag
auch beim Vergaser.
Markus erschien frisch und munter
mit seinen Freunden im Zelteingang und erfuhr gleich von mir, dass er sehr viel
Arbeit hätte. Ohne ihn zu fragen war mir klar: Er MUSSTE uns einfach helfen,
denn wir brauchten diese Hilfe für die Totalrevision oder ich hätte einen
gestressten Fahrer im Rennen!
Walti zog Reifen ab(er
machte das perfekt), Felix und Markus schraubten konzentriert und fleißig am
Vergaser und an der Elektrik(Zündspule), Conny und Trix (nun erfuhr ich endlich
ihren Namen!) putzten ausgiebig unsere Verkleidung, Köbbi polierte die Auspüffe
und ich? Ich räumte den Frühstückstisch ab und zog mich auf mein Bett zurück,
als ich sah, wieviele Menschen sich bei uns im Zelt tummelten! Drei Teams mit
Besuch und Helfern machte ca. 20 Personen und drei Gespanne! Das ist nichts für
mich und meinen Adrenalinpegel, also döste ich. Schlagartig stand ich senkrecht,
als ich mhhämmmhmäämhmäämhmäämhmäämh hörte und das mit feinster Regelmäßigkeit!
Ich sprang in die Schuhe, aus dem Bus und was sahen meine müden Augen? Markus
mit Mickey Mäusen auf dem Kopf und Felix am Töff, jeder Gasstoß saß und Töff
nahm auch sauber Gas an.
Klar, oder? Es hatte doch schon
gedrittelet....Töff war fertig und blitzte wie noch nie in diesem Jahr!
Alle hatten ganze Arbeit geleistet - bis auf mich.
Hoffentlich fiel das nicht zu sehr auf, ein wenig plagte mich schon das
schlechte Gewissen gleichwohl ich das Verwöhntsein in vollen Zügen genoß!
Felix und ich gingen gemeinsam (das erste Mal!)unseren
letzten Gang vor dem Rennen - der Weg war weit und lohnte sich, zusammen
zurückgelegt zu werden. Wir besprachen noch einmal alle Details für das Rennen
wie zB. die Startzeit, die ich völlig falsch im Kopf hatte!!! Ich hätte demnach
das Rennen glatt verpaßt! Schnell duschte ich, um meine Kühlung (nasse Haare)zu
aktivieren, zog mich an und fast zur gleichen Zeit standen Felix und ich
startklar am Töff.
Los ging´s, es war mir eine Ehre die
Plattform mit Markus zu teilen, Vorstart, Verzögerung, warten...(ist das normal
so in Austria?) Endlich ging es los, ich vertraute voll und ganz unserem Töff
und unserer Leistung für das 12-rundige Rennen, ganz schön kurz für eine
Aufholjagd von Platz 23 hinein in die Punkte!
Besichtigungsrunde, Startaufstellung, Team-Vorstellung, das
5-Minuten Schild. Endlich. 3 Minuten. 1 Minute, Helfer raus.
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Mein Puls war ruhig, beinahe
beängstigend ruhig. Start zur Aufwärmrunde, der weiße Mann mit der roten
Flagge rennt durch die Reihen, eine kleine Ewigkeit, bis er hinten bei uns
ist. |
Es geht los, einigermaßen
zügig durch die Schikane, Kehre rum und NEIN!!! Felix zuckt, ich halte mich, was
sehe ich?!? Rico kullert über die Strecke zur Leitplanke und bleibt platt auf
dem Rücken liegen. Rührt sich nicht. Oh NEIN.
Bedröppelt
fahren wir den Berg rauf, die Fahrerlagerkurve runter, vor uns geht´s langsam,
wir stehen an, ich seh irgendwo eine rote Flagge, dann wieder grün. Sind die
farbenblind hier? Langsam reagiere ich genervt auf die Veranstalter!
Wir rollen auf die Start-Ziel: Abbruch. Start-Delay Schild.
15 Minuten warten.
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Markus kommt zu uns, auch Conny gesellt
sich dazu. Wir quatschen, sie spielen "Smoke on the water" !!!!!!!!!DAS
muß nun aber ein richtig gutes Omen sein, ein alter Deep Purple song, es
fühlte sich an, als sei der extra für mich!
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Endlich
geht es weiter: Schild: Helfer raus. Noch eine Aufwärmrunde, die Strecke ist
wieder frei. Startaufstellung, Ampel rot - Ampel aus, los!!! Die ersten Meter
verlieren wir, ich gleite langsam nach oben, die Drehzahl bleibt, das Katapult
setzt verzögert ein, wir schießen an zwei Gespannen vorbei, da, fast halten wir
an, die Schikane ist der Wahn, fast ein Neustart ist nötig, wir geben Gas, Felix
läßt stehen, hat er mich gehört??? Kehre, GAAAASSSS!
ZIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEEEEEHHHHHHH! Rauf, rein in die rechts, Anbremsen, rum, Gas,
Anbremsen, Schikane, läuft! Kein Geruckel, kein Gehopse, ich turne von rechts
nach links nach rechts und wieder links, Start-Ziel Gerade, rüber an den
Schacht, Druck ans Hinterrad, Gas, anbremsen, wir hatten schon mindestens 5
Plätze gut gemacht, ich stellte mich auf das ein, was ich am meisten liebe: ein
echtes RENNEN! Verdammt, was höre ich da? Sind meine Ohrstopfen kaputt?
Määmhmäämiiiiihmmäämhmiiiimhmäämhmäämhmiiiiih m - das mußte die Kupplung sein! Meine Augen
weiteten sich vor Entsetzen, das Rennen war bestimmt vorbei für uns, aber tapfer
fuhr Felix weiter, versuchte die Kupplung zu schonen, warum eierten wir so?
Hatten wir wieder einen Platten? Die Fahrerlagerkurve war ein echter Graus, es
eierte wie verrückt, ich vertraute Felix. Er wußte sicher, was er zu tun hatte!
Aber dieser Eiertanz! (Ich drückte die
Gänge nur noch ohne Kupplung rein, um diese ein wenig zu schonen, was nicht
unbedingt ein sauberes Fahren ermöglicht... Anm. Felix ) Langsamer
in die Schikane, sch... jetzt, wo ich sie konnte! Rechts, links mämmmhmiiiiimäämmhmiiimhmämmhmiiiimh ich schüttelte den Kopf, hatten wir das
verdient? Beate, konzentrier Dich, jetzt nur nichts ändern, sonst ist Felix
völlig irritiert! Sollte ich aufs Hinterrad oder nicht? Ich ging in Gedanken die
Funktionsabläufe einer Kupplung durch, nee, das bringt nix wenn Du was änderst,
mach Felix nicht verrückt (zumindest nicht auf der Strecke!), turn sauber,
unterstütz ihn, ich konzentrierte mich auf gespannschonendes Verhalten, was
immer das auch sein mochte, der Däne überholte uns zurück, sch.., egal,
durchfahren, ich war nur noch brav, wir wurden überrundet, einmal, der zweite
schoß vorbei (da muß ich doch Tränen in die Augen kriegen,oder?) ich schaute
nirgends mehr hin, ich duckte mich auf der Start-Ziel, Felix nahm Gas weg, "ist
jetzt die Kupplung völlig im Eimer? Hält gar nix mehr?", traurig hob ich den
Kopf, warum kam Felix Hand nach hinten??? Eine Verzögerungssekunde lang wußte
ich nicht mehr, was los war: Das Rennen war zu Ende! Ich hatte nichts bemerkt!
Keine Flagge gesehen, nichts! 10 Runden waren um, 11 sollten es sein minus
Überrundung. Welchen Platz hatten wir? Ich winkte den Streckenposten und
Zuschauern zu, ob die wußten, dass wir nicht immer so langsam fahren? Hatte
Eckhart das so kommentiert? Wir rollten in die Boxengasse, Trix brüllte etwas,
das sich für mich wie 18 anhörte. 18 minus 3 Gastfahrer macht 15. Dann hatten
wir vielleicht noch einen Punkt? Mit einer kaputten Kupplung? Ich schöpfte
Hoffnung, ich sprang am Boxenzelt aus dem Töff, rannte zu Rhea, riß mir den Helm
vom Kopf und drückte anschließend meinen Fahrer. Wer wohl wußte, welchen Platz
wir hatten? Eine Stimme tönte durchs Zelt: "Ihr seid auf Platz 13." Quatsch, das
kann nie und nimmer stimmen. "Doch, ich habs auf dem Monitor gelesen." Wir
glaubten es nicht.
Alle unsere Freunde versammelten
sich, wir wußten nichts endgültiges. Wieder eine Stimme: Ihr seid auf Platz 16,
3 Gastfahrer vor Euch. Ich flippte fast aus! Es stimmte also wirklich! Wir
hatten drei Punkte trotz einer defekten Kupplung! Wenn das kein Grund zum Feiern
war! Ich köpfte eine Flasche Prosecco, Alkohol gab es für uns vorher noch nie
bei einem Rennen! Begeistert stießen wir auf unsere Punkte an, was für ein
Glück! Felix und Beate - beides heißt eben glücklich! :-)
Das Lampenfieber war zwar vorbei, aber irgendwie hatte ich
nun die Lampe am brennen...
Sidecardog und Plampine :-)
PS: Bei allem Glück gibt es nur eine schlechte Nachricht:
wir haben Felix Bestzeit nicht geknackt...wie denn auch mit einem Regentraining,
zwei Motoren auf drei Zylindern laufend und noch einer defekten Kupplung
obendrein... :-( Aber dafür gibt es eine simple Lösung:
Wir vertagen das auf nächste Saison ... Felix,
oder??????!!!! :-))
Resultate